WCAG, BITV oder BFSG: Welche Gesetze musst du fĂŒr eine barrierefreie Website einhalten?

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    Aylin GĂŒn
Illustration: Ein Computerbildschirm zeigt eine Website, daneben eine Lupe mit einem Paragraphensymbol, den Gesetzen fĂŒr eine barrierefreie Website sowie den Hinweis 'Level AA'. Der Text auf der Illustration lautet: 'Quick Guide: Das mĂŒssen Unternehmen ĂŒber WCAG, BITV und BFSG wissen.

Warum sind Gesetze wie WCAG, BITV und BFSG fĂŒr barrierefreie Websites wichtig?

Digitale Barrierefreiheit ist gesetzlich verankert und stellt dadurch sicher, dass Websites fĂŒr alle Menschen, einschließlich Personen mit Behinderungen, zugĂ€nglich sind. Gesetze wie die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.1), die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) und das BarrierefreiheitsstĂ€rkungsgesetz (BFSG), das 2025 in Kraft tritt, definieren verbindliche Standards, um Diskriminierung zu vermeiden und Chancengleichheit im digitalen Raum zu gewĂ€hrleisten. Die Einhaltung dieser Vorschriften minimiert rechtliche Risiken und bietet Unternehmen wertvolle Wettbewerbsvorteile.

Was sind die WCAG und die BITV?

WCAG (Web Content Accessibility Guidelines)

Die WCAG sind internationale Richtlinien zur digitalen Barrierefreiheit, entwickelt vom World Wide Web Consortium (W3C). 

Die WCAG gliedern sich in vier Prinzipien:

  1. Wahrnehmbar: Inhalte mĂŒssen so gestaltet sein, dass alle Nutzer:innen sie erfassen können (z. B. Alternativtexte fĂŒr Bilder).
  2. Bedienbar: Nutzer:innen mĂŒssen Inhalte problemlos navigieren und steuern können (z. B. per Tastatur).
  3. VerstĂ€ndlich: Inhalte und Funktionen mĂŒssen leicht verstĂ€ndlich sein (z. B. konsistente Navigation).
  4. Robust: Inhalte mĂŒssen mit unterschiedlichen Technologien kompatibel sein (z. B. Screenreader).

 

Illustration mit der Überschrift „4 Prinzipien“ vor einem lilafarbenen Hintergrund. Die vier Prinzipien der Barrierefreiheit sind durch Symbole und Beschriftungen dargestellt und mit dem zentralen Begriff verbunden: ein Auge fĂŒr „wahrnehmbar“, gestapelte GerĂ€te fĂŒr „robust“, eine Tastatur fĂŒr „bedienbar“ und eine GlĂŒhbirne fĂŒr „verstĂ€ndlich“. Die Symbole sind durch gestrichelte Linien mit dem zentralen lila Bereich verbunden, der „4 Prinzipien“ zeigt

Die WCAG 2.1 gibt es in verschiedenen KonformitÀtsstufen:

  • A: Grundlegende Barrierefreiheit.
  • AA: Gilt als Standard fĂŒr die meisten Organisationen.
  • AAA: Höchstes Niveau, das nicht immer umsetzbar ist.

BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung)

Die BITV ist die nationale Umsetzung der EU-Richtlinie 2016/2102 in Deutschland. Sie gilt fĂŒr öffentliche Stellen und definiert verbindliche Anforderungen fĂŒr barrierefreie Web- und Mobile-Angebote. Sie orientiert sich an den WCAG 2.1, KonformitĂ€tsstufe AA.

Wie hÀngen die Gesetze digitaler Barrierefreiheit zusammen?

Bist du betroffen?

Mit unserem kostenlosen Self-Check findest du in wenigen Sekunden heraus, ob du vom BFSG betroffen bist.

Eine Pyramide, die die WCAG-KonformitÀtsstufen von Level A (unten) bis Level AAA (oben) darstellt.

Mindestanforderungen fĂŒr die ErfĂŒllung von Level A:

Level A stellt das absolute Minimum an ErfĂŒllungskriterien dar, um sicherzustellen, dass alle User:innen auf die Inhalte deiner Website zugreifen können. Sie bilden die Grundlage fĂŒr die KonformitĂ€t mit Level AA, welches in der EuropĂ€ischen Union als grundlegende StandardzugĂ€nglichkeit definiert wurde. Dazu zĂ€hlen beispielsweise:

  1. Nicht-Text-Inhalte
    Alle Nicht-Text-Inhalte (z.B. Bilder oder Grafiken) mĂŒssen eine Text Alternative haben, die den gleichen Zweck erfĂŒllt. 
  2. Informationen und Beziehungen
    Struktur und Beziehungen von Inhalten (z. B. Tabellen, Überschriften) mĂŒssen programmatisch erkennbar oder in Text verfĂŒgbar sein. 
  3. Verwendung von Farbe
    DieFarbe darf nicht das einzige Mittel sein, um Informationen zu ĂŒbermitteln. 
  4. TastaturzugÀnglichkeit
    Alle Funktionen einer Website mĂŒssen mit der Tastatur bedienbar sein.
  5. Anpassbare Zeitlimits
    Wenn es ein Zeitlimit gibt (z. B. bei einem Quiz), mĂŒssen Nutzer:innen die Möglichkeit haben, dieses zu verlĂ€ngern oder auszuschalten.
  6. Seitentitel
    Jede Seite muss einen beschreibenden Titel haben, der ihren Zweck klar macht. 
  7. Fokus Reihenfolge
    Die Reihenfolge, in der interaktive Elemente (z. B. Links, Buttons) den Fokus erhalten, muss logisch und verstÀndlich sein.
  8. Sprache der Seite
    Die Hauptsprache einer Seite muss programmatisch definiert werden. 
  9. Fehleridentifikation
    Eingabefehler (z.B. ein falsches Format bei einer Telefonnummer) mĂŒssen eindeutig beschrieben werden.
  10. Name, Rolle, Wert
    Alle interaktiven Elemente (z. B. Formulare, Buttons) mĂŒssen programmatisch identifizierbar sein, einschließlich ihres Namens, ihrer Rolle und ihres Zustands. 

Unternehmen sollten frĂŒhzeitig mit der Umsetzung beginnen, um die Anforderungen des BFSG zu erfĂŒllen, rechtliche Risiken zu vermeiden und langfristig wettbewerbsfĂ€hig zu bleiben.

Risiken bei fehlender Barrierefreiheit auf deiner Website

Eine Illustration, die einen Laptop zeigt und Lupe mit der Aufschrift Risiken.

Unternehmen, die die Gesetze digitaler Barrierefreiheit fĂŒr ihre Website vernachlĂ€ssigen, gehen erhebliche Risiken ein:

  • Kosten und Imageverluste: VerstĂ¶ĂŸe gegen gesetzliche Anforderungen können zu hohen Bußgeldern und rechtlichen Konsequenzen fĂŒhren. DarĂŒber hinaus schĂ€digen öffentliche Klagen oder Beschwerden das Image eines Unternehmens erheblich, insbesondere wenn es als wenig inklusiv wahrgenommen wird.
  • Gesetzliche VerschĂ€rfungen: Es ist absehbar, dass gesetzliche Anforderungen in Zukunft weiter verschĂ€rft werden. Unternehmen, die das Thema jetzt aussitzen möchten, stehen spĂ€ter vor noch grĂ¶ĂŸeren Herausforderungen und höheren Kosten.
  • Verlust von Marktanteilen: Immer mehr Verbraucher:innen achten auf Inklusion und Barrierefreiheit. Fehlende Barrierefreiheit kann dazu fĂŒhren, dass Zielgruppen ausgeschlossen und potenzielle GeschĂ€ftsmöglichkeiten verpasst werden.

Was mĂŒssen pflichtbewusste, zukunftsorientierte Unternehmen konkret tun?

1. ÜberprĂŒfen, ob sie von den Gesetzen und Anforderungen an barrierefreier Websites betroffen sind.

2. Die Barrieren identifizieren und Anforderungen der Gesetzte fĂŒr barrierefreie Websites erfĂŒllen:

  • Accessibility Audit durchfĂŒhren: FĂŒr eine Bestandsaufnahme deiner Website oder App.
  • Probleme beheben: z. B. Alternativtexte hinzufĂŒgen, Farbkontraste anpassen oder Tastaturnavigation ermöglichen.

3. Prozesse etablieren:

  • Schulungen: Teams fĂŒr die Gesetze digitaler Barrierefreiheit im Internet sensibilisieren und weiterbilden.
  • Design- und Entwicklungsrichtlinien festlegen: Barrierefreiheit als festen Bestandteil in Workflows integrieren.

4. Nutzerfeedback einholen

 

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Fazit

Die Umsetzung digitaler Barrierefreiheit ist mit dem Inkrafttreten des BFSG ab dem 28.06.2025 fĂŒr viele Unternehmen in Deutschland verpflichtend. Die Anforderungen der WCAG und BITV bilden die Grundlage, um rechtliche Konsequenzen wie Bußgelder oder Klagen zu vermeiden. Unternehmen, die die Barrierefreiheit ihrer digitalen Angebote vernachlĂ€ssigen, riskieren nicht nur hohe Kosten, sondern auch den Ausschluss ihrer Angebote aus dem Markt.

Mit dem Friendventure Accessibility-Audit verschaffst du dir einen Überblick ĂŒber die aktuellen Barrieren deiner Website und weißt genau welche Maßnahmen noch fĂŒr die ErfĂŒllung von Level AA fehlen. Unsere Expert:innen fĂŒr digitale Barrierefreiheit unterstĂŒtzen dich gerne auch langfristig bei der Umsetzung und Optimierung.

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  • Über Aylin GĂŒn

    Aylin-GĂŒn-stizt-lĂ€chelnd-an-einem-Schreibtisch

    Aylins Leidenschaft gilt dem Schreiben und der Content-Erstellung, bei der sie komplexe Themen in klare, verstÀndliche und kreative Texte verwandelt, die ihre Zielgruppen erreichen und begeistern.